„Gruppendiskussion“

Wie schon in dem Unterkapitel: „Vorbereitung des Interviews“ beschrieben hatten wir ein Problem mit unserer „Gruppendiskussion“. Da wir ein Paar interviewten kam die Idee auf, dass wir nach den eigentlichen Interviews noch eine Art Gruppendiskussion anleiten könnten, in der wir eventuell nochmal andere Informationen bekommen würden als bei den narrativen Interviews. Die Idee war, dass durch die gemeinsame Diskussionsform eventuell Abgrenzungen untereinander oder gar Widersprüchlichkeiten zu den narrativen Interviews auftun könnten. Das klang ziemlich spannend und in der Vorbereitung hatte ich dazu erstmal die Haltung: „Ah, das läuft schon von alleine!“

In der Vorbereitung legten wir also den Fokus auf die narrativen Interviews und nahmen uns kaum Zeit uns einen guten Einstieg in die “Gruppendiskusssion“ zu überlegen. Die Fragen die wir dann wählten, um Inputs in die Diskussion zu geben, waren eher abstrakt und oberflächlich. Eigentlich sogar analytische Fragen, die z. B. so anfingen: „ Wie könnt ihr euch erklären, dass …“. Die Reaktion auf die erste Frage war dann erst mal Schweigen. Die zweite war dann ein Achselzucken und der Kommentar: „Keine Ahnung!“.

Da wir als Interviewerinnen nach den eigentlichen Interviews auch nicht mehr so flexibel im Kopf waren haben wir den Turn zu “richtigen“ also konkreten auf die lebensweltlichen Alltagserfahrungen bezogenen Fragen nicht mehr geschafft und die Diskussion (soweit man das überhaupt so nennen kann) verlief relativ ergebnislos.

Zwei Situationen in der Diskussion waren allerdings für uns schwer einzuschätzen und verlangen eine nähere Beschreibung:

Während der Diskussion fängt ein Diskussionsmitglied an zu “frotzeln“, dass die Partnerin bei ihm ja auch vor allem Kompromissbereit sein muss. Sie reagierte darauf mit betretenem Schweigen und eine unangenehme Spannung baute sich im Raum auf. Sie löste sich dadurch, dass eine Interviewerin fragte, ob sie die nächste Frage stellen soll und ein nervöses Lachen im Raum stand.

Die zweite Situation war, dass ein Diskussionsmitglied einen Satz zu der Partnerin gesagt hat, die für uns als Interviewerinnen inhaltlich nicht zu verstehen war. Auf die Nachfrage einer Interviewerin, was er damit meine, sagte er, dass er sie nur rot werden lassen wollte. Daraufhin meinte sie, dass es  darauf es keine Erwiderung gäbe. Die Situation löste sich darin auf, dass der Partner im Kühlschrank nach Getränken kramte und fragte, ob noch jemand etwas trinken möchte.

Beide Situationen verdeutlichen das Potenzial und die Schwierigkeit, Menschen in engen Beziehungen zusammen zu befragen. Auf der einen Seite können dadurch spannende Widersprüche und eventuell Abweichungen zu narrativen Interviews erreicht werden, auf der anderen Seite ist es für die Forscher_innen oft schwierig den schmalen Grad zwischen Forschungsinteresse und Forschungsethik zu finden. Schließlich ist es nicht das Ziel von qualitativer Forschung die Interviewten zu einer veränderten Praxis zu bewegen oder in ihrer Lebenspraxis in Frage zu stellen, sondern sie in ihrer Lebenspraxis zu verstehen und durch diese eventuell Rückschlüsse auf die sozialen Phänomene zwischen ihnen zu ziehen.