Interviewsituation

Nun wurde es konkret! Der Empfang in der gemeinsamen Wohnung des Paares war erstmal sehr nett, wenn auch ein bisschen angespannt, da wohl alle Parteien nicht so recht wussten, was nun passieren wird. Um die Situation ein bisschen aufzulockern und unseren Dank auszudrücken hatten wir als Gastgeschenk Schokolade und Knabberkram mitgebracht (dafür wurden wir allerdings ein wenig belächelt). Nach einer kurzen gemeinsamen Smalltalk und der Erklärung unseres Projektes teilten sich die Zweier-Gruppen auf und die Technik wurde aufgebaut etc. und das eigentliche Interview begann. Das war für mich schon ziemlich aufregend. Das erste Interview überhaupt! Zudem hatte ich auch hohe Erwartungen an mich und wollte natürlich, dass alles glatt lief. Das Equipment war gecheckt, der Eingangsstimulus war im Kopf, exmanente Fragen aufgeschrieben und ich hatte Stift und Papier um mir Notizen zu machen.

Durch die Aufregung bestand mein Eingangsstimulus aus ziemlich vielen “ähhhs“ und “mhhhhhms“, zudem reagierte ich auf kleine Scherze oder Ironie meines Interviewpartners mit einem komischen kichern. Es fällt mir im Nachhinein ziemlich schwer mir die Aufnahmen nochmal anzuhören, denn ich höre mich gar nicht natürlich und erst recht nicht locker an. Vermutlich legt sich das, wenn ein paar Interviews geführt werden. Jedoch denke ich mir im Nachhinein, dass es ganz schön albern war, dass ich so nervös war. Vor allem, da mein Interviewpartner teilweise ein wenig belehrend wirkte, was eventuell auf meine Nervosität zurückzuführen sein könnte.

Ein weiterer Hinweis für den Einfluss des/der Interviewer_in auf das Interview war, dass in meinem Interview eher abwertend von jungen Leuten gesprochen wurde, die Hierarchien nicht achten würden und ohne Aufforderung ältere Personen duzen würden. Das irritierte mich während des Interviews ziwmlich, da ich ihn als jüngere Person aus der Situation heraus (das Angebot das Interview in der Wohnung zu führen, der nette Empfang, usw.) geduzt habe. Zudem wurde in unserem Interview das Alter ein zentrales Thema, also, dass man in seinem Alter, im Gegensatz zu meinem Alter, dies oder jenes nicht mehr mache.  Wäre das Interview von einer gleichalten oder älteren Person oder einer Person geführt worden, die sich männlich definiert, dann wären eventuell andere Themen angeschnitten worden und das Interview wäre ganz anders verlaufen.

An sich war die Situation jedoch locker und entspannt, ich vergaß allerdings mir Notizen zu machen, so, dass ich bei den immanenten Fragen erst mal ein bisschen kramen musste, bis ich auf die richtige Spur kam.