Zugangswege zur Zielgruppe erschließen

Wir haben versucht, den Kontakt mit den Menschen über das Medium zu suchen, in dem sie sich bewegen – dem Internet.

Ein bisschen ausführlicher ist dieser Punkt auch unter dem Kapitel: „Suche von Interviewpartner_innen“ beschrieben.

Über folgende Weg möchte ich berichten:

Anmeldung bei Parship.de

Auf der Plattform Parship.de kann man sich einen kostenlosen Account anlegen. Man legt fest ob man selbst „männlich“ oder „weiblich“ ist und ob mein eine „Frau“ oder einen „Mann“ sucht. Dementsprechen konnten wir über diesen Kontaktweg nicht ohne weiteres alle Geschlechtsgruppen erreichen. Wir richteten dafür zwei Profile ein. Ein anderes technisches Problem war der Zuordnungsmechanismus von Parship. Bei Anmeldung macht man einen Persönlichkeitstest und mithilfe von Algorithmen werden „passende Partner_innen“ angezeigt. Das heißt unser Blick in die Community der Parship-Nutzer_innen war durch diesen intransparenten Auswahlmechanismus verzerrt.

Das größte Problem der Kontaktaufnahme auf der Plattform selbst ergab sich aber durch die merkwürde Rolle, die einem als angemeldete_r Nutzer_in zukam. Obwohl in unseren Profilen Erklärungen zu unserem wissenschaftlichen Interesse standen, erreichten uns täglich viele Mails mit Dating-Anfragen. Menschen fühlten sich dementsprechen hintergangen, und eine unvoreingenommene Kontaktaufnahme war nicht mehr möglich. Wir verfolgten diese Idee nicht weiter und „versteckten“ unsere Profile durch eine Veränderung in den Einstellungen.

Außerdem gab es ein Forum innerhalb des Parship-Portals. Hier wurden Treffen vereinbart und Erfahrungen ausgetauscht. Einerseits nutzten wir diesen Zugang, um unsere Einladung zur Gruppendiskussion zu posten, andererseits erhielten wir dort durch teilnehmende Beobachtung einen ersten Eindruck vom Feld.

Posts in der Parship-Facebook-Gruppe

Eine weitere, unverfängliche Möglichkeit der Kontaktaufnahme sahen wir in der Facebook-Gruppe von Parship. Mehrere 1000 Mitglieder diskutieren hier ihre Erfahrungen und vernetzen sich auch außerhalb der Dating-Plattform. Nach erster Kontaktaufnahme mit den Administrator_innen dieser Seite bekamen wir die Zusage, die Einladung zielgerichtet an User im Ruhrgebiet weiterzuleiten. Das erschien uns sehr erfolgsversprechend, denn mit einem Absender der wohlbekannten Organisation würde unser Vorhaben an Seriösität und Vertrauen gewinnen. Wir verfassten ein Exposé und ein Einladungsschreiben und wendeten uns wieder freundlich an die Administrator_innen.

Diese sagten uns daraufhin ab. Vermutlich war vorher keine Rücksprache mit Vorgesetzten gehalten worden und die Zusage vorschnell erteilt. Das war uns in der Planung der Gruppendiskussion stark zurück. Wir hatten uns entschieden erst die Online-User-Diskussionsrunde zu bewerben und so war zu viel Zeit vergangen um noch Offline-User zu finden.

Wir posteten die Einladung selber auf der Facebook-Seite, aber dort erhielt sie ohne Push der Administration natürlich wenig Aufmerksamkeit und war auch wenig zielgerichtet.

Aushänge in Kneipen und der Uni

Um Offline-Sucher_innen für die Gruppendiskussion zu finden, wollten wir in Kneipen (auf  Toiletten) und an der Uni Aushänge verteilen. Aufgrund der frustrierenden Erfahrung mit der ersten Gruppendiskussion haben wir dieses Vorhaben nie umgesetzt. Tatsächlich würden wir heute auch bezweifeln, dass sich auf diesem Wege Menschen zurückmelden. Bei so breiter Streuung erreicht man die Zielgruppe nicht direkt genug, Menschen sind überflutet von Plakaten und Anfragen… HIER NOCH EIN SATZ ZU DER ENORMEN BREITE DER ZIELGRUPPE : OFFLINE-SUCHER_INNEN.

Private Kontakte

Private Kontakte werden in den Lehrbüchern zwar oft verteufelt (wegen der Befangenheit), aber sie sind oft wunderbare Türöffner für weitere Gesprächspartner_innen. So habe ich mich lange gescheut, eine Person anzusprechen, die mir nahe steht, weil ich dachte, dass das Interview sowieso keine Verwertung finden könnte.

Als dann kein anderer Weg abzusehen war, haben wir uns doch für diese Variante entschieden. Und siehe da – der befragte Kontakt vermittelte uns mehrere Ansprechpartner_innen. Diese Gesprächspartner_innen hätten uns daraufhin wieder an andere Bekannte weiterempfohlen.

Natürlich gilt es diesen Schneeballeffekt zu reflektieren. Woher kennen sich die Menschen? Sind deswegen Ähnlichkeiten in den Erzählungen festzuhalten oder sind sie tatsächlich auf das Medium zurückzuführen? Beeinflussen sich die Erzählungen einer Clique?

Trotzdem ist die Möglichkeit private Kontakte zu nutzen mit Sicherheit die effektivste Variante, um Zugang zum Feld zu bekommen.